In Zukunft werden durch den Klimawandel die Hochwasserereignisse und die Starkregenereignisse immer häufiger auftreten. Dabei ist das etablierte Ehrenamt eine tragende Säule des Bevölkerungsschutzes in Deutschland. Allerdings können die ehrenamtlich Helfenden nicht alle extremen Lagen allein meistern und alle Schäden beseitigen oder die Folgen abmildern.
Dynamische Entwicklungen wie z. B. Veränderungen des Klimas oder der demographischen Wandel führen überdies dazu, dass sich die Rahmenbedingungen in Krisen- und Katastrophenfällen, in denen sich Spontanhelfende engagieren, ändern.
Schadensereignisse können sein:
Dabei will das Institut für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement (IAT) der Universität Stuttgart gemeinsam mit den Partnern den Fokus auf die Einbindung der ethnisch-kulturellen Minderheiten, ebenso wie auf Frauen, Kinder und junge Menschen legen
Das neue Projekt KatHelfer PRO (Koordination von Spontanhelfenden im Krisen- und Katastrophenfall) setzt sich genau mit diesem Problem auseinander. Im Bereich Bevölkerungsschutz wird es sich mit der Koordination und der Integration von Spontanhelfenden im Krisen- und Katastrophenfall auseinandersetzen. Wir setzen uns vor allem mit der Frage auseinander:
Wie Vereine, Verbände oder generell engagierte Bürgerinnen und Bürger in die Bewältigung von Krisen- und Katastrophenlagen verbessert miteinbezogen werden können.
Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf den multikulturellen und vulnerablen Merkmalen der Spontanhelfenden. Dieses Projekt wird im Zuge der Förderrichtlinie »Innovationen im Einsatz- Praxisleuchttürme der zivilen Sicherheit« und durch das nationale Sicherheitsforschungsprogramm gefördert. Die Laufzeit beträgt zwei Jahre, von Januar 2023 bis Dezember 2024.
Förderkennzeichen: 13N16551
In den letzten Jahren gab es immer wieder Hochwasserereignisse, bei denen der Bevölkerungsschutz und engagierte Bürgerinnen und Bürger gemeinsam versuchten, die heraufordernden Situationen zu bewältigen. Dabei wurde deutlich, dass vor allem standardisierte Vorgehensweisen und sozio-organisatorische Konzepte fehlen, um ein diverses, multikulturelles Abbild der Gesellschaft als potenziell Helfende anzusprechen. Darüber hinaus zeigt sich, dass einzelne Personengruppen, wie beispielsweise ambulant versorgte Pflege- und Hilfsbedürftige und deren Bedürfnisse im Bevölkerungsschutz nicht bekannt sind.
Um die Zusammenarbeit zwischen den Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) und den Spontanhelfenden zu vereinfachen und die Aufgaben besser koordinieren zu können, wird daher in dem Projekt KatHelfer PRO eine technische Lösung entwickelt.
Gleichzeitig werden sozio-organisatorische Prozesse und Konzepte abgebildet, damit die Vernetzung und Kommunikation zwischen den Beteiligten ausgebaut und aufrechterhalten wird.
Aus den bisherigen Projekten im Bevölkerungsschutz werden die zentralen Erkenntnisse in KatHelfer PRO übernommen, überarbeitet und erweitert. Dazu gehören:
Am Ende soll somit ein Werkzeug entstehen, mit welchem eine Einbindung der freiwilligen Kräfte in bestehende Strukturen des Bevölkerungsschutzes verbessert werden kann.
Die Universität Stuttgart wird gemeinsam mit dem Verbundkoordinator T-Systems und den Partnern der Universitäten Halle-Wittenberg und Paderborn, sowie dem Fraunhofer Institut FOKUS, dem Malteser Hilfsdienst und dem DRK Kreisverband Berlin Schöneberg-Wilmersdorf eine technische Lösung entwickeln. Damit sollen die Behörden mit Sicherheitsaufgaben unterstützt werden und langfristig kann damit die zivile Sicherheit in Deutschland verbessert werden. Um die Praxistauglichkeit sicherzustellen, wird mit über 20 Anwendungspartnern zusammengearbeitet und sowohl die Anforderungen als auch die möglichen auftretenden Probleme in engem Kontakt aufbereitet. Gefördert wird das Projekt durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung. Projektträger ist das VDI Technologiezentrum GmbH.
T-Systems mit dem Arbeitskreis „Smart City/Smart Region“ ist Verbundkoordinator und als führender europäischer Telekommunikationsanbieter in mehr als 50 Ländern aktiv. Neben umfassenden Kommunikationslösungen für Privatkunden bietet T-Systems eine Vielzahl an Produkten und Dienstleistungen für Groß- und Geschäftskunden an. Dabei liegt auch der Fokus auf Lösungen im Sicherheitsbereich wie z.B. eigenen Einsatzführungssysteme, der Corona-WarnApp oder der WarnApp NINA.
Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) ist Teil der größten deutschen Hilfsorganisation mit einem nationalen und internationalen Netzwerk. Im Projekt übernimmt das DRK dabei den Part der Übungen und Validierungen. Die erfahrenen Führungskräfte des Bevölkerungsschutzes, die auch als Dozierende für die Planung, Organisation und Durchführung von Übungen tätig sind und Kontakte zu Behörden, Hilfsorganisationen und der Bundeswehr besitzen, zeichnen das DRK aus.
Der Malteser Hilfsdienst (MHD) ist eine bundesweit agierende Katastrophenschutzorganisation und hat über diverse Einsätze viele Erfahrungen mit dem Thema „Spontanhelfende“. In bisherigen Projekten beschäftigte sich der MHD mit der Wissens- und Kompetenzvermittlung im Bereich Arbeits- und Gesundheitsschutz von Spontanhelfenden. Darüber hinaus hat der MHD ein Ehrenamtsmanagement entwickelt, um auch neue und kurzfristige Formen des Engagements einbinden zu können.
Die Martin-Luther-Universität Hall Wittenberg (MLU) hat bereits das Projekt KUBAS geleitet, in dem die Koordination von Spontanhelfenden in großen Schadenslagen im Vordergrund stand. Der Fokus der MLU liegt dabei auf der technischen Konzeption und Entwicklung des KatHelfer PRO Systems und im Besonderen auf den Kommunikationsmöglichkeiten mit den Spontanhelfenden. Gleichzeitig wird der entstehende Demonstrator aus technischer Sicht validiert und die Erkenntnisse werden wissenschaftlich aufgearbeitet.
Die Universität Paderborn hat im Projekt KUBAS bereits ein formal-mathematisches Modell, effiziente Optimierungsmethoden sowie ein Softwaremodul entwickelt. Dabei konnten viele verschiedene Nebenbedingungen, wie z. B. maximale Arbeitszeiten, Ruhezeiten, Auslastung von Einsatzorten und Wegzeiten, berücksichtigt werden. Diese Methoden werden in KatHelfer PRO erweitert und validiert.
Das Fraunhofer-Institut FOKUS hat das Projekt ENSURE geleitet und darin das eingeführte KATRETTER System entwickelt. In diesem werden Ersthelfende effizient in die Notfallrettung eingebunden. Die daraus entstandenen Erfahrungen, insbesondere der Fokus auf die vorab registrierten und qualifizierten Helfenden, die Anbindung verschiedenster Partnersysteme und das Know-how einer praxistauglichen Entwicklung werden in das Projekt mit eingebracht.
Neben den Verbundpartnern gehören eine Vielzahl von assoziierten Partnern zum Projektkonsortium. So gehören unter anderem der Arbeiter-Samariter-Bund, die Johanniter-Unfallhilfe, das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, die Berliner Feuerwehr, der TÜV Rheinland, die Stadt Halle (Saale), der Helferstab und die Kreisverwaltung Ahrweiler zu unserem Konsortium.
Das Projekt KatHelfer PRO baut auf den Erkenntnissen der bereits erfolgreich umgesetzten Projekte REBEKA, KOKOS und KOPHIS auf.
Das durch das BMBF geförderte Projekt REBEKA (Resilienz von Einsatzkräften bei eigener Betroffenheit in Krisenlagen) hatte drei große Ziele. Zum einen sollte die Resilienz von Einsatzkräften gestärkt werden, die Spontanhelfenden sollen eingebunden werden und zum anderen sollte eine zielgerichtete Kommunikation mit der Bevölkerung sichergestellt werden.
Dabei wurde vor allem der Fragestellung nachgegangen, ob Spontanhelfende auch dann eingesetzt werden können, wenn die Hilfsorganisationen selbst betroffen sind und sie ihre Hilfe nicht mehr vollumfänglich leisten kann.
Am Ende wurden ein Katalog und ein Konzept zur Führung von Spontanhelfenden entwickelt, die die Zusammenarbeit zwischen BOS und Spontanhelfenden erleichtern sollen. Mit Hilfe des Katalogs wurden mögliche Tätigkeiten für Spontanhelfende aufgelistet und nach verschiedenen Kategorien klassifiziert. Damit wird es einerseits möglich, die richtige Tätigkeit dem richtigen Helfenden zuzuweisen, die richtige Anzahl an betreuenden Einsatzkräften den Helfenden beiseitezustellen und eine Abschätzung über den Einsatzwert von Spontanhelfenden zu treffen.
Das Führungskonzept, dass sich dem Bild des Orchesters bedient, definiert Rollen und deren Aufgaben im Zusammenspiel von Einsatzkräften und Spontanhelfenden. Ein Kommunikationskonzept auf WIKI-Basis komplettiert dieses Führungskonzept.
Um Ehrenamtliche auch in Zukunft besser ansprechen und binden zu können ist im Projekt ein Helferbindungskonzept entstanden, in dem die Einsatzorganisationen getrennt nach mehreren Phasen vom Eintritt eines Helfenden bis zu dessen Beendigung des Ehrenamtes mehrere Einzelmaßnahmen auswählen können.
Im Projekt KOKOS (Kooperation mit freiwilligen Helfern in komplexen Einsatzlagen) wurde untersucht, wie eine erfolgreiche systematische Einbindung von Spontanhelfenden und eine enge Abstimmung zwischen den BOS und der sich engagierenden Bevölkerung gelingen kann. Dazu wurden in dem BMBF geförderten Projekt organisatorische Konzepte und IT-Werkzeuge entwickelt, um die Bevölkerung als aktiven Partner in das Krisenmanagement einzubinden, die effiziente Koordination zu unterstützen und dadurch die Kooperation zu fördern. Dazu wurden die gesellschaftlichen Strukturen in das Krisen- und Katastrophenmanagement einbezogen. Am Ende sollten Methoden, ein technisches Konzept und IT-Werkzeuge entwickelt werden, um die Zivilgesellschaft als aktiven Partner in den Bevölkerungsschutz einzubinden.
Die Universität Stuttgart hat basierend auf wissenschaftlichen Untersuchungen und den Praxiserfahrungen einen Prozess entwickelt, der die Zusammenarbeit zwischen BOS und der Zivilgesellschaft beschreibt. Hierbei lagern die BOS die Aufgabe der Koordination der Helfenden an eine sogenannte Mittlerorganisation aus.
Die Mittlerorganisation
Zusammengefasst übernimmt die Mittlerorganisation die Registrierung der Helfenden, hat einen Überblick über die angebotenen Kompetenzen und Ressourcen und vermittelt zwischen den Angeboten der Helfenden und Nachfragen der Behörden. Zudem wird der Informationsfluss zwischen den BOS und den Helfenden sichergestellt. Dafür sollte ein Vertreter bzw. eine Vertreterin der Mittlerorganisation im Krisen- bzw. Führungsstab miteinbezogen werden. Es gibt auch bereits erfolgreiche Beispiele für solche Mittlerorganisationen (z.B. Team Österreich, Bürgergemeinschaft Hochwasser Wertheim e.V.).
Das Forschungsprojekt KOPHIS (Kontexte von Pflege- und Hilfsbedürftigen stärken) wurde ebenfalls vom BMBF gefördert und entwickelte Maßnahmen, die die Gruppe der Pflege- und Hilfsbedürftigen gezielt in den Blick genommen haben und der Sicherstellung ihrer Versorgung dienen. Ziel war es:
Dabei wurde vor allem untersucht, welche Unterstützung- und Informationsbedarfe Pflege- und Hilfsbedürftige haben. Daraus wurden dann Konzepte entwickelt, wie die verschiedenen Akteure aus dem Bevölkerungsschutz, der Kommunen, Pflegedienste und der Zivilgesellschaft bestmöglich zusammenarbeiten können. Somit wird die Selbsthilfefähigkeit der Betroffenen gestärkt und ihre Versorgung sichergestellt.
Innerhalb der Projektlaufzeit wurden zahlreiche Workshops, Befragungen und Gespräche durchgeführt, die interessante Einblicke in die aktuelle Versorgungs- und Vorhaltestruktur gaben und zu innovativen Lösungsansätzen für die Sensibilisierung der Bevölkerung und Vernetzung von Pflege und BOS führten. Am Ende wurde ein Prozess der Zusammenarbeit entwickelt, um die ambulante Versorgung von Pflege- und Hilfsbedürftigen effizient sicherzustellen. Dazu gehören auch Informationsmaterialien für die Bevölkerung und für die BOS und Pflegeeinrichtungen, um das Interessen an der Vorbereitung für den Katastrophenfall zu wecken und konkrete Handlungsempfehlungen zu geben.