Sprecher: Johannes Sautter, Fraunhofer IAO
In Zeiten von Digitalisierung und Open Science ergeben sich auch an Forschungsdaten immer höhere Anforderungen. Weltweit wird die Vision verfolgt, Daten, die durch gesellschaftliche Förderung erschlossen wurden, transparent verfügbar zu machen. In Europa wird dies mit der European Open Science Cloud verwirklicht. Um Datenbeständen von Wissenschaft und Forschung in Deutschland einen gesellschaftlichen Mehrwert zu geben, beschließen Bund und Länder 2018 den Aufbau und die Förderung einer Nationalen Forschungsdateninfrastruktur. Durch eine NFDI sollen Daten systematisch erschlossen, nachhaltig gesichert, zugänglich gemacht und vernetzt werden. Die NFDI wird in einem aus der Wissenschaft getriebenen Prozess als vernetzte Struktur eigeninitiativ agierender Konsortien aufgebaut werden. Als Teil der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) wird die NFDI durch die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK) gefördert. Die NFDI wird von eigeninitiativ agierenden, wissenschaftlichen Konsortien aufgebaut.
Mit NFDI4City hat sich zur 2. NFDI-Konferenz ein Konsortium bzw. eine interkonsortiale Arbeitsgruppe für die Angewandte Stadtforschung gebildet. Ziel von NFDI4City ist es, durch Standardisierung und Datenanalyse im „System Stadt“ neue datenbasierte, übergreifende Verständnisse für die Stadtentwicklung zu schaffen. Dabei müssen Daten aus unterschiedlichen Sektoren der Stadtforschung (Verwaltung, Bauwerke, Umwelt, Mobilität, Soziales) berücksichtigt und verknüpft werden. Im Fokus steht dabei, homogene Datenbestände innerhalb der Sektoren zu schaffen und diese durch sektorübergreifende Standards zu vernetzen. Die hierfür benötigten Standards auf Metadaten- und Dateiebene müssen innerhalb verschiedener Sektoren der angewandten Stadtforschung in Abstimmung mit den betreffenden disziplinspezifischen Fachcommunities und NFDI-Konsortien entwickelt und gepflegt werden. Mit Hilfe organisatorischer sektorübergreifender Data Governance und technischer Unterstützung sollen in Forschungsvorhaben eine Steuerung und Standardisierung des übergreifenden Datenmanagements realisiert werden, was zu einem Effizienzgewinn durch Forschungsexzellenz sowie Parallel- und Nachnutzung führt. Auch soll die Interaktion zwischen Wissenschaft und Gesellschaft durch Citizen Science, Transparenz zu Methodik und Nachnutzung gegenüber Bürgern und anderen Datengebern erhöht werden.
Während der NFDI-Konferenz am 8./9. Juli 2020 konnte die Arbeitsgruppe unter der Leitung von Johannes Sautter (Fraunhofer IAO) das geplante Konzept vorstellen. Durch diverse Vorarbeiten verfügen einige Partner der Arbeitsgruppe über institutionelle Forschungsdaten-Repositorien und zentrale Services für Forschungsdatenmanagement. Mit dem BMBF-Projekt HEFE zu Data Governance und iterativem phasenorientierten Workflow der Datenerhebung existieren Strukturen und Konzepte, um hochqualitative und FAIRe Daten zu erheben und gemäß Anforderungen sowohl zu Vertraulichkeit als auch Open Data vorzuhalten. Weiterhin bestehen Kompetenzen zu Data Governance sowie Expertise zu Digitalstrategien und Datenplattformen für Kommunen. Derzeit wird sondier, ob die NFDI als Konsortium mitgestaltet werden soll, oder ob sich anderen Konsortien angeschlossen wird. Forschende Städte und Forschungsinstitute der Stadtforschung finden links verzeichnet die Ansprechpartner, welche gerne mit Fragen und Ideen angesprochen werden dürfen.